Klinische Chemie
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Entwicklung und Bewertung Labormedizinischer Tests
- Anwendungsgebiete: Früherkennung von Risikopatiente, Früherkennung subklinischer Erkrankungen, Diagnose akuter und chronischer Sysndrom, Risikostratifizierung, Therapieauswahl, Monitorin
- Klinische Tauglichkeit von Biomarkern:
- Kann er gemessen werden (Präzision, Präanalytik, Assays, hochdurchsatzfähig, Kosten)
- Bringt er Informationen (Assoziation zu Krankheit, neuheit der Information, >1 Studie + zufällige Populationen)
- Hilft er beim management des Patienten (Überlegenheit ggü vorhandenen Tests, man kann therapeutisch Etwas machen, Verbesserung der Patienteversorgung)
- Phasen der Entwicklung von diagnostischen Biomarkern:
- Präklinische Studie: kleine Populationen, Biomarker-Identifikation, Machbarkeits-Studien, Assay-Entwicklung
- Klin. Charakterisierung und Assay-Validation: kleine Population, biologische Variation, Referenzbereiche
- Klin. Assoziation (Fall-Kontroll-Studien): Mittlere Population, klinische Validation (Spezifität, Sensitivität)
- Ideale Test kann gesunde von Kranke perfekt trennen, in Realität oft Überlappungen von Testergebnisse
- Wahl des cut-offs: Sensitivität (Kranke werden richtig erfasst) vs Spezifität (Gesunde werden richtig erfasst)
- Receiver Operator Characteristic (ROC)- Analyse anhand variation des Cutoffs
- AUC = 1 (idealer Test) vs AUC = 0.5 (wertloser Test)
- Diagnostisch relevante Tests ab 0.8
- Klin. Assoziation (Prospektive Studie): Mittele/Grosse Porpulation, ROC-Analysen, Präd. Werte, diagnostische Effizienz
- Pos. und Neg. Prädiktive Werte (Denke immer an 4-felder-Tafel), abhängig von Prävalenz
- Betrachten von Vortest-Wahrscheinlichkeiten, meist mittels Scores (in Ambulanter Medizin meist tiefer)
- Allgemein: Keine Labordiagnostik ohne klinischen Verdacht oder klinisch hergeleitete Fragestellung
- Hoher neg. PW (hohe Sensitivität): Gut für Ausschlussdiagnostik
- Pos. und Neg. Prädiktive Werte (Denke immer an 4-felder-Tafel), abhängig von Prävalenz
- Wirksamkeit (RKS): Grosse Populationen, Outcome: Verminderung der Krankheitsbelastung
- Patienen Zufriedenheit vs klinischer Nutzen vs Ökonomischen Nutzen
- Allgemeiner Endpunkte (Kosten, Zeit bis Entlassung, ...)
- Hoher Zeitablauf und Misserfolg Raten in der Entwicklung von diagnostischen Biomarker (klassische Tests oft unvollständig getestet)
- Klinische und technische Innovation
Labor Diagnostik der Entzündung
- Entzündung: Standardantwort des Organismus auf eine Gewebsschädigung
- Häufigste Ursache: Infektion mit Mikroorganismen
- Aktivierung von Immunzellen, Kreislaufanpassungen, Gerinnung, Diabetogene Stoffwechsellage
- Kann alles schief gehen -> Sepsis/Multiorganversagen
- Frühe Diagnose wichtig für Prognose
- Ziele von Entzündungsmarkern: Früherkennung, Grobklassifizierung der Entzündungsursachen, Verlaufskontrolle (kein Ersatz für Mikrobiologie)
- Lokale Entzündungsantwort und systemische Reaktion (meist erst verzögert)
- Hauptsächlich auf Zytokine zurückzuführen (IL, TNF, TGF)
- Lokal: Chemotaxis, IL, IFN, Adhäsionsakrivierung, Proteolyse, Kollage/Kollagenase
- ZNS: Fieber, Schlaf, ACTH
- Pankreas (Insulin), B-Zellen (AK), Nebenniere (Glukokortikoide), Niere (Natriurese), Osteoklasten Aktivierung
- Leber: C-Reaktives Protein (CRP), Akut Phase Protein (α1-AT, Fibrinogen, Haptoglobin, etc)
- Diagnose von Entzündungen:
- Körpertemperatur
- Unklare Fieberzustände > 1W oft durch Infektionen (40%), Krebs (20%), Bindegewebserkrankungen (20%)
- Falsch negative (lokale Entzündung, Kleinkinder, Alte, Aspirin) und falsch positive (Hirverletzung, Anstrengung)
- Leukozyten/Differentialblutbild
- Leukozyten/Granulozyten vorallem bei akuten bakteriellen Infektionen (oft mit Linksversch.)
- Nur leicht vermehrt Leukozyten/Granulozyten bei Gewebsnekrosen (selten Linksversch.)
- Monozytose bei Chronischen Entzündungen
- Eosinophilie bei akuter allerg. Reaktion
- Lymphozytose bei viralen Infekte
- Ganz starke Linksverschiebung bei Leukämie
- Falsch negative (lokale Entzündung) und falsch positive (Anstrengung)
- Blutkörperchensenkungs-Reaktion (BSR)
- Normalwert 1. Stunde: < 15mm (M), < 20mm (F)
- Viele Fehlerquellen (Zitratanteil, Umgebungstemperatur)
- Einflussfaktoren: Hämatokrit, Proteinfraktionen
- Beschleunigt bei Entzündungen das Bildung von Ery-Aggregate
- Unspezifisch, Aktivitätskriterium, Hinweis auf schwere Verlaufsform
- Viele Gründe für falsch Negative/Positive
- Akute Phase Antwort: frühe Anteil der syst. Entzündungsreaktion (vorallem Konzentrationsänderung von sekretorischen Proteinen)
- Als erstes (6-10h): CRP, serum amyloid A, α1-ACT
- CRP: Ca-bindendes Protein, Opsonierung, synthese durch IL-6 stimuliert, 1-10 mg/L normal, akute Entzündung bis 1000 mg/L, meist bestimmter Laborwert
- G+ Bakterien > 100mg/L, G- Bakterien < 50mg/L, RE/AI <<< 50mg/L, auch erhöht bei Nekrosen
- Kann falsch tief sein bei Lebererkrankungen
- Anstieg bei: Bakterielle Infektion, nur gering bei viraler Infektion, Postoperativ (max am 3. Tag), Herzinfarkt (schwacher Marker für Prognose), RE, AI
- Vegleich zu BSR: schnellerer Anstieg/Abfall, Spezifischer, BSR besser bei chronischen Entzündungen
- CRP: Ca-bindendes Protein, Opsonierung, synthese durch IL-6 stimuliert, 1-10 mg/L normal, akute Entzündung bis 1000 mg/L, meist bestimmter Laborwert
- Als zweits (24-48h): saures α1-Glykoprotein, α1-AT, Haptoglobin, Fibrinogen
- Als Dritts (48-72h): C3, C4, Caeruloplasmin
- Als erstes (6-10h): CRP, serum amyloid A, α1-ACT
- Zytokine (IL-6): eher neuer Biomarker, durch Endothel-Zellen/Fibroblasten/Monozyten/T-Zellen sezerniert, untersch. Auslöser, besonders bei Säuglinge geeignet
- B-Zell Aktivierung, Fieber, Induktion von APP
- Geschwindigkeit: TNF > IL-1β > IL-6, CRP
- Problem der schnellen Normalisierung, nicht geeignet in Hausarztmedizin
- Procalcitonin (PCT): neuer Biomarker, Propeptid von Calcitonin
- Erkennung von schweren bakteriellen, pilzbedingte, und parasitären Infektion
- Kein Anstieg bei viralen und chronischen Entzündungen
- Zeitlich ähnlich wie CRP
- Risiko für Entwicklung einer Spesis: 0.1-0.5 (gering), 0.5-2.0 (möglich), 2.0-10 (hoch)
- AB-Gabe ab 0.3 ng/ml als gute Regel
- Körpertemperatur
Labormedizinische Prozess
- Ablauf:
- Präanalytik:
- Auftrag, Probengewinnung, Transport
- Probenannahme und Vorbereitung (Labor)
- Analytik (Labor)
- Postanalytik: Befund (Labor)
- Präanalytik:
- Laborfehler: meist in präanalytik (70%), meist ohne Effekt auf Patient-Outcome (75%)
- Sehr oft falsche Probenidentifikation (Beschriftung vor Probennahme!)
- Einflussgrössen: Faktoren die in-vivo zu Veränderungen von Messgrössen führen, unabhängig vom Analysenverfahren
- Unbeeinflussbare Grössen: Alter, Geschlechte, Erbfaktoren, Langzeit Biorhytmen, Krankheit, Gewicht
- Beeinflussbare Grössen: Prä-/Postprandial, Alkohol, Phys. Aktivität, Stress, Zirkadiane Zyklen, Körperlage (Proteinkonzentration im Blut!)
- Blutentnahme Morgens und Nüchtern!
- Störgrössen: Faktoren die in-vitro zu Veränderungen von Messgrössen führen, abhängig oder unabhängig vom Analysenverfahren
- Probenmaterial, Probenalter (Lagerung, Transport), Probenbeschaffenheit (Hämolyse, Lipämie,...), diagnostische und therapeutisch Massnahmen (Medikamente)
- Wähle richtige Zusätze für Blutproben (EDTA, Citrat, Heparin, Fluorid, ohne Zusätze)
- Beachte richtige Füllmenge (Konzentrationen, Verdunstung, CO2, minimal Menge)
- Verlängerte Lagerung stört Messgrössen (meisten Elktrolyte)
- Hämolyse: oft mechanische -> oft unbrauchbar (Zelluläre Protein im Plasma, Interferenz mit Photometrie)
- Vermeidung: Handschuhe, Einmalgebrauchsartikel, kein Erwärmen/Gefrieren/Bestrahlung, Versand Vermeiden, korrekte Zentrifugation, kein Umgiessen, gut Mischen nach Entnahme
- Fehler:
- Zufällige (Impräzision) vs Systematisch (Unrichtigkeit -> Kallibrieren) vs Grobe (nicht zulässig, meist menschlich)
- Streung s = Standardabweichung,
- Variationskoeffizient VK = s/mittelwert
- Präzision nimmt meist mit Konzentration eines Analyten ab
- 95% Sicherheit entspricht ungefär +/- 2s
- Unrichtigkeit kann auch Prozentual angegeben werden
- Qualitätskontrolle
- Kontrol-/warngrenzen gesetzlich vorgegeben
- Interne Qualitätskontrolle mittels Qualitätskontrol-Karten und Kontrollproben
- Meist parallel zur Diagnostik
- Externe Qualitätskontrolle mittels Ringversuche
- Vierteljährlich, CH: verein für Medizinische Qualitätskontrolle
- Hilft nicht bei Fehler der Präanalytik!
- Beurteilung
- Plausibilitätskontrolle (Extremwerte, Konstellationen)
- Transversal-Beurteilung (Vergleich mit Normal-/Referenzbereich, Konsensus-Grenzwerte, diagn. Cut-offs)
- Arbeite mit Perzentile falls keine Normalverteilung
- Achtung bei ungezieltem Testen
- Achtung bei Referenzbereiche aus Literatur (Population?Methode?Material?) -> Verwende mitgelieferte Normbereiche
- Cut-Off-Auswahl? -> ROC
- Longitudinal-Beurteilung
- Verlaufskontrolle, Einschätzen von Differenzen (D_krit = 2 * sqrt(2) * s)