Klinische Chemie

From BrainWiki2
Jump to: navigation, search

Entwicklung und Bewertung Labormedizinischer Tests

  • Anwendungsgebiete: Früherkennung von Risikopatiente, Früherkennung subklinischer Erkrankungen, Diagnose akuter und chronischer Sysndrom, Risikostratifizierung, Therapieauswahl, Monitorin
  • Klinische Tauglichkeit von Biomarkern:
    • Kann er gemessen werden (Präzision, Präanalytik, Assays, hochdurchsatzfähig, Kosten)
    • Bringt er Informationen (Assoziation zu Krankheit, neuheit der Information, >1 Studie + zufällige Populationen)
    • Hilft er beim management des Patienten (Überlegenheit ggü vorhandenen Tests, man kann therapeutisch Etwas machen, Verbesserung der Patienteversorgung)
  • Phasen der Entwicklung von diagnostischen Biomarkern:
    • Präklinische Studie: kleine Populationen, Biomarker-Identifikation, Machbarkeits-Studien, Assay-Entwicklung
    • Klin. Charakterisierung und Assay-Validation: kleine Population, biologische Variation, Referenzbereiche
    • Klin. Assoziation (Fall-Kontroll-Studien): Mittlere Population, klinische Validation (Spezifität, Sensitivität)
      • Ideale Test kann gesunde von Kranke perfekt trennen, in Realität oft Überlappungen von Testergebnisse
      • Wahl des cut-offs: Sensitivität (Kranke werden richtig erfasst) vs Spezifität (Gesunde werden richtig erfasst)
      • Receiver Operator Characteristic (ROC)- Analyse anhand variation des Cutoffs
        • AUC = 1 (idealer Test) vs AUC = 0.5 (wertloser Test)
        • Diagnostisch relevante Tests ab 0.8
    • Klin. Assoziation (Prospektive Studie): Mittele/Grosse Porpulation, ROC-Analysen, Präd. Werte, diagnostische Effizienz
      • Pos. und Neg. Prädiktive Werte (Denke immer an 4-felder-Tafel), abhängig von Prävalenz
        • Betrachten von Vortest-Wahrscheinlichkeiten, meist mittels Scores (in Ambulanter Medizin meist tiefer)
        • Allgemein: Keine Labordiagnostik ohne klinischen Verdacht oder klinisch hergeleitete Fragestellung
      • Hoher neg. PW (hohe Sensitivität): Gut für Ausschlussdiagnostik
    • Wirksamkeit (RKS): Grosse Populationen, Outcome: Verminderung der Krankheitsbelastung
      • Patienen Zufriedenheit vs klinischer Nutzen vs Ökonomischen Nutzen
      • Allgemeiner Endpunkte (Kosten, Zeit bis Entlassung, ...)
  • Hoher Zeitablauf und Misserfolg Raten in der Entwicklung von diagnostischen Biomarker (klassische Tests oft unvollständig getestet)
  • Klinische und technische Innovation

Labor Diagnostik der Entzündung

  • Entzündung: Standardantwort des Organismus auf eine Gewebsschädigung
  • Häufigste Ursache: Infektion mit Mikroorganismen
  • Aktivierung von Immunzellen, Kreislaufanpassungen, Gerinnung, Diabetogene Stoffwechsellage
    • Kann alles schief gehen -> Sepsis/Multiorganversagen
  • Frühe Diagnose wichtig für Prognose
  • Ziele von Entzündungsmarkern: Früherkennung, Grobklassifizierung der Entzündungsursachen, Verlaufskontrolle (kein Ersatz für Mikrobiologie)
  • Lokale Entzündungsantwort und systemische Reaktion (meist erst verzögert)
    • Hauptsächlich auf Zytokine zurückzuführen (IL, TNF, TGF)
    • Lokal: Chemotaxis, IL, IFN, Adhäsionsakrivierung, Proteolyse, Kollage/Kollagenase
    • ZNS: Fieber, Schlaf, ACTH
    • Pankreas (Insulin), B-Zellen (AK), Nebenniere (Glukokortikoide), Niere (Natriurese), Osteoklasten Aktivierung
    • Leber: C-Reaktives Protein (CRP), Akut Phase Protein (α1-AT, Fibrinogen, Haptoglobin, etc)
  • Diagnose von Entzündungen:
    • Körpertemperatur
      • Unklare Fieberzustände > 1W oft durch Infektionen (40%), Krebs (20%), Bindegewebserkrankungen (20%)
      • Falsch negative (lokale Entzündung, Kleinkinder, Alte, Aspirin) und falsch positive (Hirverletzung, Anstrengung)
    • Leukozyten/Differentialblutbild
      • Leukozyten/Granulozyten vorallem bei akuten bakteriellen Infektionen (oft mit Linksversch.)
      • Nur leicht vermehrt Leukozyten/Granulozyten bei Gewebsnekrosen (selten Linksversch.)
      • Monozytose bei Chronischen Entzündungen
      • Eosinophilie bei akuter allerg. Reaktion
      • Lymphozytose bei viralen Infekte
      • Ganz starke Linksverschiebung bei Leukämie
      • Falsch negative (lokale Entzündung) und falsch positive (Anstrengung)
    • Blutkörperchensenkungs-Reaktion (BSR)
      • Normalwert 1. Stunde: < 15mm (M), < 20mm (F)
      • Viele Fehlerquellen (Zitratanteil, Umgebungstemperatur)
      • Einflussfaktoren: Hämatokrit, Proteinfraktionen
      • Beschleunigt bei Entzündungen das Bildung von Ery-Aggregate
      • Unspezifisch, Aktivitätskriterium, Hinweis auf schwere Verlaufsform
      • Viele Gründe für falsch Negative/Positive
    • Akute Phase Antwort: frühe Anteil der syst. Entzündungsreaktion (vorallem Konzentrationsänderung von sekretorischen Proteinen)
      • Als erstes (6-10h): CRP, serum amyloid A, α1-ACT
        • CRP: Ca-bindendes Protein, Opsonierung, synthese durch IL-6 stimuliert, 1-10 mg/L normal, akute Entzündung bis 1000 mg/L, meist bestimmter Laborwert
          • G+ Bakterien > 100mg/L, G- Bakterien < 50mg/L, RE/AI <<< 50mg/L, auch erhöht bei Nekrosen
          • Kann falsch tief sein bei Lebererkrankungen
          • Anstieg bei: Bakterielle Infektion, nur gering bei viraler Infektion, Postoperativ (max am 3. Tag), Herzinfarkt (schwacher Marker für Prognose), RE, AI
          • Vegleich zu BSR: schnellerer Anstieg/Abfall, Spezifischer, BSR besser bei chronischen Entzündungen
      • Als zweits (24-48h): saures α1-Glykoprotein, α1-AT, Haptoglobin, Fibrinogen
      • Als Dritts (48-72h): C3, C4, Caeruloplasmin
    • Zytokine (IL-6): eher neuer Biomarker, durch Endothel-Zellen/Fibroblasten/Monozyten/T-Zellen sezerniert, untersch. Auslöser, besonders bei Säuglinge geeignet
      • B-Zell Aktivierung, Fieber, Induktion von APP
      • Geschwindigkeit: TNF > IL-1β > IL-6, CRP
      • Problem der schnellen Normalisierung, nicht geeignet in Hausarztmedizin
    • Procalcitonin (PCT): neuer Biomarker, Propeptid von Calcitonin
      • Erkennung von schweren bakteriellen, pilzbedingte, und parasitären Infektion
      • Kein Anstieg bei viralen und chronischen Entzündungen
      • Zeitlich ähnlich wie CRP
      • Risiko für Entwicklung einer Spesis: 0.1-0.5 (gering), 0.5-2.0 (möglich), 2.0-10 (hoch)
      • AB-Gabe ab 0.3 ng/ml als gute Regel

Labormedizinische Prozess

  • Ablauf:
    • Präanalytik:
      • Auftrag, Probengewinnung, Transport
      • Probenannahme und Vorbereitung (Labor)
    • Analytik (Labor)
    • Postanalytik: Befund (Labor)
  • Laborfehler: meist in präanalytik (70%), meist ohne Effekt auf Patient-Outcome (75%)
    • Sehr oft falsche Probenidentifikation (Beschriftung vor Probennahme!)
    • Einflussgrössen: Faktoren die in-vivo zu Veränderungen von Messgrössen führen, unabhängig vom Analysenverfahren
      • Unbeeinflussbare Grössen: Alter, Geschlechte, Erbfaktoren, Langzeit Biorhytmen, Krankheit, Gewicht
      • Beeinflussbare Grössen: Prä-/Postprandial, Alkohol, Phys. Aktivität, Stress, Zirkadiane Zyklen, Körperlage (Proteinkonzentration im Blut!)
        • Blutentnahme Morgens und Nüchtern!
    • Störgrössen: Faktoren die in-vitro zu Veränderungen von Messgrössen führen, abhängig oder unabhängig vom Analysenverfahren
      • Probenmaterial, Probenalter (Lagerung, Transport), Probenbeschaffenheit (Hämolyse, Lipämie,...), diagnostische und therapeutisch Massnahmen (Medikamente)
      • Wähle richtige Zusätze für Blutproben (EDTA, Citrat, Heparin, Fluorid, ohne Zusätze)
      • Beachte richtige Füllmenge (Konzentrationen, Verdunstung, CO2, minimal Menge)
      • Verlängerte Lagerung stört Messgrössen (meisten Elktrolyte)
      • Hämolyse: oft mechanische -> oft unbrauchbar (Zelluläre Protein im Plasma, Interferenz mit Photometrie)
        • Vermeidung: Handschuhe, Einmalgebrauchsartikel, kein Erwärmen/Gefrieren/Bestrahlung, Versand Vermeiden, korrekte Zentrifugation, kein Umgiessen, gut Mischen nach Entnahme
  • Fehler:
    • Zufällige (Impräzision) vs Systematisch (Unrichtigkeit -> Kallibrieren) vs Grobe (nicht zulässig, meist menschlich)
    • Streung s = Standardabweichung,
    • Variationskoeffizient VK = s/mittelwert
    • Präzision nimmt meist mit Konzentration eines Analyten ab
    • 95% Sicherheit entspricht ungefär +/- 2s
    • Unrichtigkeit kann auch Prozentual angegeben werden
    • Qualitätskontrolle
      • Kontrol-/warngrenzen gesetzlich vorgegeben
      • Interne Qualitätskontrolle mittels Qualitätskontrol-Karten und Kontrollproben
        • Meist parallel zur Diagnostik
      • Externe Qualitätskontrolle mittels Ringversuche
        • Vierteljährlich, CH: verein für Medizinische Qualitätskontrolle
      • Hilft nicht bei Fehler der Präanalytik!
  • Beurteilung
    • Plausibilitätskontrolle (Extremwerte, Konstellationen)
    • Transversal-Beurteilung (Vergleich mit Normal-/Referenzbereich, Konsensus-Grenzwerte, diagn. Cut-offs)
      • Arbeite mit Perzentile falls keine Normalverteilung
      • Achtung bei ungezieltem Testen
      • Achtung bei Referenzbereiche aus Literatur (Population?Methode?Material?) -> Verwende mitgelieferte Normbereiche
      • Cut-Off-Auswahl? -> ROC
    • Longitudinal-Beurteilung
      • Verlaufskontrolle, Einschätzen von Differenzen (D_krit = 2 * sqrt(2) * s)